1. Harburger Radsport vor 1945
In meinen Gesprächen bin ich auf einige Hinweise auf den organisierten Radsport in Harburg vor 1945 gestoßen. Direkt gehört diese Zeit natürlich nicht zu der Vereinsgeschichte der HRG. Aber da es sich hierbei auch um den Radsport in Harburg handelt, möchte ich dennoch darauf eingehen.
Vorweg eine Bemerkung was die Herstellung von Rädern betrifft. Da hat Harburg nämlich eine weit zurückreichende Tradition. Um 1868 bauten die Fabrikanten Tewes & Co. Ihre Version für die ersten „Velocipeden-Reiter“, berichtet Lars Amenda in „Die Zeit“ vom 25.7.2019 unter dem Titel: „Sie drehten das ganz große Rad“.
Jetzt aber zum Radsport. Dem Buch „die anderen. Widerstand und Verfolgung in Harburg und Wilhelmsburg“ habe ich entnommen, dass es in Harburg-Wilhelmsburg bis 1933 etwa 12 Sportvereine gab, die unter anderen auch Kunstradfahren sowie Radball als Sparten aufwiesen. Über einen davon fand ich bei Wikipedia nähere Angaben.
Rad- und Kraftfahrerbund Solidarität: Zumindest in der Zeit zwischen 1918 bis 1933 gab es in Harburg eine Ortsgruppe des „Rad- und Kraftfahrerbund Solidarität“, auch „Arbeiter-Radfahrerbund Solidarität“ genannt. „Der Bund wurde 1896 in Offenbach gegründet und stand der Arbeiterbewegung nahe. Seine Mitgliedsvereine betreiben vor allem Hallenradsport (Kunstradfahren, Radball, Radpolo), Motorsport und Rollsport, auch Radwandern, BMX und Breitensport. … In der Weimarer Republik war der ARB mit mehreren hunderttausend Mitgliedern der größte Radsportverband der Welt. Der Name Solidarität sollte bereits ausdrücken, dass sich dieser Bund als Teil der Arbeiterbewegung verstand und versteht. Neben den sportlichen Aktivitäten des Bundes sollten stets auch das „Miteinander und Füreinander einstehen“ Basis des Vereinslebens sein. Im Gegensatz zu den „bürgerlichen“ Vereinen „hatte die Arbeiterbewegung ein anderes, nicht unbestrittenes, Sportverständnis: Körperkultur, Körperbeherrschung und gemeinschaftliches Erleben zählten und nicht Rekorde oder bezahlter Leistungssport. Statt Radrennen gab es Wettbewerbe im Langsamfahren; der Verband pflegte Radtouristik, Kunstradfahren und andere Saalradsportarten, und diese stehen auch heute noch im Vordergrund der sportlichen Aktivitäten. In den 1920er Jahren boomte die „Solidarität“. Der Verband besaß eine eigene Fahrradfabrik – Frischauf, 1912 als genossenschaftlich gegründete Fabrik — eigene Läden und ein ausgebautes soziales Sicherungssystem mit Unfall‑, Haftpflicht‑, Raddiebstahls- und Rechtsschutzversicherung.“ … Im Mai 1933 wurde die „Solidarität“ verboten. Dem nationalsozialistischen „Deutschen Radfahrer-Verband“ schloss sich die „Solidarität“ nicht an, anders als die Funktionäre und Mitglieder des „Bund Deutscher Radfahrer“, die zu einem beträchtlichen Teil in den Einheitsverband eintraten. … Nach dem Verbot durch die Nationalsozialisten und dem Zweiten Weltkrieg wurde der Verband im April 1949 (wenn auch nur für Westdeutschland) wiedergegründet. Die Solidarität heute: Der Rad- und Kraftfahrerbund „Solidarität“ hat seine regionalen Schwerpunkte in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen.“ (Entnommen Wikipedia unter „Rad- und Kraftfahrerbund Solidarität“)
Arbeitersportverein „Fichte“
1928 spaltete sich der Arbeitersport und es entstand auch in Harburg-Wilhelmsburg eine Vereinigung der Rotsportbewegung, zu dem in Harburg der Arbeitersportverein „Fichte“ gehörte. Mehr als den Hinweis, dass auch in diesem Verein Radsport betrieben wurde, konnte ich bisher nicht in Erfahrung bringen
? Radsport Harburg 1894 – 1896?
Dem Verein wurden vier Gläser übergeben. Auf allen ist „Radsport Harburg 1894 – 1896“ eingraviert und als Großbuchstaben WK. Der Name eines Vereins taucht nicht auf. Ein Silberbecher hat darüber hinaus noch eine Gravur: „K.B.C.v.95“
Ob und welcher Radsportverein sich dahinter verbirgt, konnte ich bisher nicht in Erfahrung bringen. Ich hoffe auf weitere Hinweise.
norbert klecka februar 2014/ august 2019
1.1 Rad- und Kraftfahrerbund Solidarität RKB
Der Rad- und Kraftfahrerbund „Solidarität“ Deutschland 1896 e. V. ist ein deutscher Sportverband. Seine Mitgliedsvereine betreiben vor allem Hallenradsport (Kunstradfahren, Radball, Radpolo), Motorsport und Rollsport, auch Radwandern, BMX und Breitensport.
Gründung des „Rad- und Kraftfahrerbund Solidarität“ (auch Arbeiter-Radfahrerbund Solidarität): Der RKB wurde 1896 als „Arbeiter-Radfahrerbund Solidarität“ in Offenbach am Main gegründet. Ein erster Gründungsakt 1893 in Leipzig war trotz der Aufhebung des Sozialistengesetzes noch verboten worden. Die Bundesgeschäftsstelle war zunächst in Chemnitz angesiedelt, 1907 verlegte der Verein seinen Hauptsitz nach Offenbach am Main. In der Weimarer Republik war der ARB mit mehreren hunderttausend Mitgliedern der größte Radsportverband der Welt. Der Name Solidarität sollte bereits ausdrücken, dass sich dieser Bund als Teil der Arbeiterbewegung verstand und versteht. Neben den sportlichen Aktivitäten des Bundes sollten stets auch das „Miteinander und Füreinander einstehen“ Basis des Vereinslebens sein.
Die Industrialisierung gegen Ende der Kaiserzeit und die zeitgleich stattfindende Organisation der Arbeiterschaft in Arbeitervereinen führte vor dem Ersten Weltkrieg zu einem ersten Höhepunkt in den Mitgliederzahlen. Die durch den Krieg bedingten Einbrüche im Mitgliederbestand und das faktische Ende des Vereinslebens wurden schnell überwunden. In der Weimarer Republik entfaltete
Arbeitersportbewegung: Die Verbandsgründung im 19. Jahrhundert hatte natürlich auch sportliche Gründe. Arbeiter konnten sich endlich Fahrräder leisten – wenn auch nur gebrauchte oder sehr einfach ausgestattete. Die Arbeiter-Radler wollten – wie ihre bürgerlichen Sportgenossen – im Verein radeln. Die bürgerlichen Vereine aber, überwiegend konservativ, nationalistisch und/oder militaristisch, kamen für Arbeiter nicht in Frage oder nahmen keine Arbeiter auf. Darüber hinaus hatte die Arbeiterbewegung ein anderes, nicht unbestrittenes, Sportverständnis: Körperkultur, Körperbeherrschung und gemeinschaftliches Erleben zählten und nicht Rekorde oder bezahlter Leistungssport. Statt Radrennen gab es Wettbewerbe im Langsamfahren; der Verband pflegte Radtouristik, Kunstradfahren und andere Saalradsportarten, und diese stehen auch heute noch im Vordergrund der sportlichen Aktivitäten. In den 1920er Jahren boomte die „Solidarität“. Der Verband besaß eine eigene Fahrradfabrik, eigene Läden und ein ausgebautes soziales Sicherungssystem mit Unfall‑, Haftpflicht‑, Raddiebstahls- und Rechtsschutzversicherung. Je nach Dauer der Mitgliedschaft erhielten die Hinterbliebenen sogar im Sterbefall eine Unterstützung.
1916 lösten sich die Schweizer Sektionen und begründeten den Arbeiter Radfahrer-Bund der Schweiz „Solidarität“.
An der Organisation der Frankfurter Arbeiterolympiade vom 24. bis 28. Juli 1925 hatte der Rad- und Kraftfahrerbund Solidarität, mit über 300.000 Mitgliedern der größte Arbeitersportverein der Weimarer Republik war, wesentlichen Anteil.
Gründung der Fahrradfabrik Frischauf: 1912 gründete der Arbeiter-Radfahrerbund Solidarität in Offenbach die genossenschaftlich organisierte Fahrradfabrik Frischauf.
SPD und die Arbeiter-Radfahrer: Dennoch war das Verhältnis zwischen SPD und der „Solidarität“ nicht spannungsfrei. Die SPD warf den Arbeiter-Radfahrvereinen vor, sie lenkten durch Sport und Vergnügungen von der politischen Arbeit ab. Sie seien auch keine richtigen Arbeiter, weil sie sich Räder leisten konnten. Selbst beim Wiederaufbau des Verbandes nach dem Zweiten Weltkrieg boten Gewerkschaften und SPD keinerlei Unterstützung.
Verbot und Wiederaufbau: Die gesamte Arbeiterbewegung war nicht stark genug, um dem Nationalsozialismus zu trotzen. Im Mai 1933 wurde die „Solidarität“ verboten. Dem nationalsozialistischen „Deutschen Radfahrer-Verband“ schloss sich die „Solidarität“ nicht an, anders als die Funktionäre und Mitglieder des „Bund Deutscher Radfahrer“, die zu einem beträchtlichen Teil in den Einheitsverband eintraten. Die Nazis beschlagnahmten das Eigentum der „Solidarität“. Sie enteigneten das Bundeshaus mit dem Fahrradhaus „Frischauf“, einer Fahrradfabrik mit einer Jahresproduktion von bis zu 20.000 Rädern und Verkaufsfilialen in vielen Städten, und entließen die Mitarbeiter. Nicht wenige Mitglieder der „Solidarität“ wurden als engagierte Sozialisten und Kommunisten Opfer des NS-Regimes oder schlossen sich Widerstandsgruppen an.
Nach dem Verbot durch die Nationalsozialisten und dem Zweiten Weltkrieg wurde der Verband im April 1949 (wenn auch nur für Westdeutschland) wiedergegründet.
Zum RKB gehört seit 1954 die Solidaritätsjugend Deutschlands im RKB (kurz: Solijugend oder Soli) als eigenständige Jugendorganisation. Heute hat die Solijugend rund 30.000 Mitglieder.
1963 wurde das Wort „Arbeiter“ aus dem Namen gestrichen. Bis Anfang der 1960er-Jahre gelang es dem Bund wieder, einen erheblichen Mitgliederbestand aufzubauen. Dann führten organisatorische und rechtliche Streitigkeiten mit dem DSB (Deutscher Sportbund) und dem BDR (Bund Deutscher Radfahrer) zu einem deutlichen Mitgliederschwund. Der DSB sperrte sich gegen eine Aufnahme des RKB Solidarität. Auch die Beziehungen zum Fachverband BDR gestalteten sich zunehmend schwierig. Zwar gab es seit 1958 eine Arbeitsgemeinschaft, die den Mitgliedern beider Verbände die Teilnahme an gemeinsamen Wettkämpfen ermöglichen sollte, jedoch blieben die Mitglieder der „Solidarität“ von der Teilnahme in einigen Disziplinen, vor allem im wichtigen Straßenrennsport, ausgeschlossen.
Solidarität und Bund Deutscher Radfahrer: Die Rolle von Funktionären und Mitgliedern des „Bundes Deutscher Radfahrer“ (BDR) wird vom Rad- und Kraftfahrerbund „Solidarität“ als nicht sehr rühmlich angesehen: Sie bekämpften die „Solidarität“ im Dritten Reich und behinderten den Wiederaufbau des Verbandes. Dabei ging es vor allem auch um Rückgabe des Eigentums und um Entschädigungen. Der BDR wurde 1948 wiedergegründet, der Arbeiter-Radfahrerbund „Solidarität“ – seit 1928 hieß er Arbeiter-Rad- und Kraftfahrerbund Solidarität (ARKB) – ein Jahr später.
Erst 1977, nach einem Bundesgerichtshofsurteil, gelang es der „Solidarität“, in den Deutschen Sportbund aufgenommen zu werden.[2] Dort verteidigte der BDR als Spitzenverband des Radsports sein Monopol. Noch in den 50er Jahren hatte der ARKB mehr Mitglieder als der BDR. Die verweigerte Mitgliedschaft im Deutschen Sportbund kam einem Verbot der Wettbewerbsteilnahme für die Solidaritätsfahrer gleich, daher wanderten viele Mitglieder in den BDR ab.
Die Solidarität heute: Der Rad- und Kraftfahrerbund „Solidarität“ hat seine regionalen Schwerpunkte in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen. Trotz der Versuche durch Jugendarbeit und die Aufnahme neuer Sportarten die Vereine zu reaktivieren, bleibt die „Solidarität“ marginal. Allein Kunstradfahren, Radball und Rollsport sind in der Öffentlichkeit bekannte Disziplinen. Ein verkehrspolitisches Profil bildete der Verband nicht heraus, da er sich dem Motorsport öffnete. Er kooperiert inzwischen mit dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat. Nach einer Analyse der Probleme durch den motorisierten Individualverkehr für Mensch und Umwelt erhebt die „Verkehrspolitische Plattform“ des Bundestages der „Solidarität“ nur sehr allgemeine Forderungen zu Bahn und Öffentlichem Personen-Nahverkehr ÖPNV und betont die Notwendigkeit neuer Radwege. (Quelle: Wikipedia)
2. Radsportverein Elbe – Harburg RV Elbe
Natürlich hatte es auch schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Radsportvereine in Harburg gegeben, z.B. den Arbeiter Rad- und Kraftfahrer Bund „Solidarität“ (s. Harburger Radsport vor 1945). Spätestens der 2. Weltkrieg bedeutete aber das Aus für diese Vereine.
Zu Beginn der 50iger Jahre regten Radrennfahrer aus den verschiedensten Hamburger Vereinen, Botho Schröder (Hamburger Radsport Verband, HRV) dazu an, ein Radrennen mit dem Ziel der Gründung eines Radsportvereins zu veranstalten. Dieses Rennen wurde dann am 13.Juli 1951 in Harburg unter der Regie des HRV mit Carl Reher an der Spitze veranstaltet. Neben Lizenzfahrer starteten auch Jedermänner auf dem Rundkurs: Denickestraße (Start und Ziel), Thörl‑, Haake- und Gazertstraße. Eine Runde betrug 1020 Meter, davon 650 Meter Steigungen. 10 000 Zuschauer fanden sich ein. Beim Rennen wurde per Lautsprecher für die sich anschließende Gründungsversammlung geworben. 14 Teilnehmer des Rennens trafen sich in der Gaststätte Otto Moje in der Wilstorfer Straße 113 zur Gründung des Radsportvereins Elbe Harburg (RV Elbe). Neben Jürgen Grabau, der übrigens 2. wurde, Herbert Herrmann und Werner Voß, traten auch alte Vorkriegsrennfahrer wie Wilhelm Lischke und H. Wischer dem Verein bei. Sie wählten Botho Schröder zum ersten und Herbert Herrmann zum zweiten Vorsitzenden.
Dank des Einsatzes von Botho Schröder und seiner sportlichen Verbindungen stieg die Mitgliederzahl des RV Elbe innerhalb von 1 ¼ Jahr auf 38 an und blieb auf diesem Niveau über lange Zeit konstant. Unter anderem traten die Brüder Heinz und Jürgen Baranski ein, die sich nicht nur mit ihren Rennerfolgen für den Verein als ein wichtiger Zuwachs erwiesen.
Als Mitglied des Betriebsrates der HOBUM (Harburger Oelwerke Brinkmann & Mergell) hatte Botho Schröder gute Kontakte zum Betriebsrat der Phoenix mit dessen Unterstützung er sich an die Werbeabteilung der Firma wandte. Dort fand man sich bereit, einen Silberpokal in Form einer Schale als Wanderpreis für ein Rundstreckenrennen zu stiften.
Dieses Rennen wurde ab 1952 als Großer PHOENIX Preis ausgetragen. Die Strecke entsprach der des Gründungsrennens. Es wurde um Sieg, Prämien und Preise gefahren. In die Siegerliste trugen sich unter anderem Albert Mussfeld, Benny Petersen, Richard Fischer, Helmut Saknus, Bernd Riemann, Hans Vorpahl, Andreas Troche und Jürgen Walter ein. Der Pokal ging nach seinem dritten Sieg in Reihenfolge endgültig in den Besitz von Jürgen Walter über. Als weitere sehr erfolgreiche Rennfahrer sind auch die Brüder Heinz und Jürgen Baranski zu nennen. Für die Rennen wurde mit Plakaten und Programmheften geworben, Umkleidemöglichkeiten zur Verfügung gestellt und durch Streckenabsperrungen für die Sicherheit der Fahrer gesorgt. Innerhalb der Absperrung gab es Sitzplätze für Ehrengäste.
Als Sponsor übernahm Phoenix die Druckkosten des Vereins und stellte unter anderem einen LKW zur Verfügung. Damals erlaubte der Amateurstatus im Sport es nicht, eine Firma im Vereinsnamen aufzunehmen. Vielleicht wäre sonst der RV Phoenix und nicht der RV Elbe gegründet worden. So blieb es dabei, dass Botho Schröder für die Vereinstrikots die Farben der Firma übernahm, blau und weiß, Auch das von ihm entworfene Logo des Vereins lehnte sich an dem Schriftzug der Phoenix an.
Nicht nur Phoenix, auch die Harburger Fahrradgeschäfte unterstützen den neuen Verein, z.B. Fahrräder Staufenbiel, Klemme, Fahrrad Brinkmann, Heinrich Volkmar & Sohn, um einige zu nennen. Sie setzten Inserate in die Programmhefte zu den Veranstaltungen, zum Teil zwei- bis dreiseitig, und warben ihrerseits bei ihren Zulieferfirmen um Unterstützung, z.B. bei Rixe, Rabeneick, Bauer, Kettler und Heumann. Darüber hinaus warben in den Heften auch Firmen wie Pepsi, die WEKA Kredit Bank, Raczka und Steinike + Weinlig mit ganzen und halben Seiten.
Dieser „Andrang“ an Sponsoren ist aus heutiger Sicht nur zu verstehen, wenn man liest, dass sich damals mehr als 10 000 begeisterte Zuschauer zu einem Rennen einfanden, die auch bereit waren, 20 Pfennige Eintritt zu bezahlen. Vergessen darf man auch nicht, dass in den 50iger Jahren das Fahrrad wichtigstes privates Verkehrsmittel war. Und, es waren Jahre einer teilweise fernsehlosen Zeit.
Außer dem Großen PHOENIX Preis richtete der RV Elbe Hamburger Meisterschaften auf der Straße und im Querfeldeinrennen aus und veranstaltete ein Aschenbahnrennen im Außenmühlestadion, bei dem die Lokalmatadoren Hermann und Voß viele Zuschauer anzogen. 1980 gelang es dem Verein auch, zum ersten Mal eine Deutsche Meisterschaft nach Harburg zu holen. Im Januar fand in den Harburger Bergen die Deutsche Meisterschaft der Querfeldeinfahrer statt, zu der sich 5 000 Zuschauer einfanden. Der Versuch, von ihnen Eintrittsgelder zu kassieren, scheiterte allerdings. Die Zeiten hatten sich geändert. Mit dem Weihnachtscrossrennen, das immer am 26.12. eines Jahres in der Harke stattfindet, begründete der RV Elbe auch eines der Harburger Traditionsrennen, das noch heute regelmäßig stattfindet.
Die vergleichsweise kleine Truppe von Rennfahrern des RV Elbe war unter den Hamburger und norddeutschen Rennfahrern als schlagfertig anerkannt. Neben vielen Hamburger Meisterschaften, der Hamburger Vizemeisterschaft 1954 und 55 im Vierer Mannschaftsfahren, starteten sie auch bei Rennen außerhalb von Hamburg und im Ausland, vorwiegend in Dänemark. 1968 wurde Jürgen Walter, der dreifache PHOENIX Preisträger, Deutscher Meister der A‑Jugend. Und 1975 stellte der RV Elbe mit Volker Kassun den ersten Rennfahrer im Nationaltrikot aus Harburg. Ihm folgte noch im selben Jahr Norbert Strüver.
1955 gab Botho Schröder wegen beruflicher Belastungen den Vorsitz an Jürgen Baranski ab, der seinerseits 1961 von seinem Bruder Heinz abgelöst wurde. Heinz Baranski war dann 33 Jahre lang erster Vorsitzender, in Worten dreiunddreißig Jahre, das fordert schon eine ausdrückliche Erwähnung.
Fred Zimmat kam als Jugendfahrer zum RV Elbe. Selber ein erfolgreicher Rennfahrer, absolvierte er Trainerlehrgänge beim BRD und war der erste Trainer in Norddeutschland mit einer A- Lizenz. Als engagierter Landestrainer zog er viele Jugendliche in den Verein, Unter seiner Anleitung wurde z.B. 1978 in Unna bei der Deutschen Meisterschaft der Junioren (16 – 18 Jahre) ein fünfter und ein erster Platz eingefahren, der erste Platz von Frank Plambeck, dem heutigen Jugendtrainer der HRG.
Eine Anekdote zu Fred Zimmat: Wenn er beim Training mitbekam, dass zu viel geredet wurde, zog er solange das Tempo an, bis Ruhe herrschte.
Nebenbei betrieb er in seinem Keller einen „Hofladen“, in dem er an Vereinskameraden Rennmaterial verkaufte. Zusammen mit Heinz Baranski gründete er 1981 das „Fahrradcenter Harburg“ am Karnapp. 1991 zog es an die Ecke Küchgarten Schlossmühlendamm um. Fred Zimmat stieg aus der Firma aus und die Brüder Dircks wurden Teilhaber. 1994 übernahmen sie die Firma ganz, als Heinz Baranski aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand ging. Sie entwickelten in der Folgezeit ihre eine eigene Fahrradmarke: TRENGA DE, und zogen an den Großmoorbogen um.
20 Jahre lang war der RV Elbe in erster Linie ein Radrennsport Verein. Allerdings ließ die Begeisterung für den Rennsport in den 60iger Jahren allmählich nach. Phoenix zog sich 1968/69 als Sponsor zurück und die Mitgliederzahlen des Vereins stagnierten um die 30 bis 40 Mitglieder. Um neue Mitglieder für den Verein zu werben, beteiligte er sich an der „Trimm Dich Aktion“ des Deutschen Sportbundes. Er richtete als erster Harburger Radsportverein am 20.6.1971 eine Volksradfahrt aus. Sie fand unter dem Slogan „Trimm dich fit – Fahr mal wieder Rad“ statt. Heinz Baranski konnte für die Organisation dieser Veranstaltungen den Vater eines der jungen Rennfahrer gewinnen, Karl Knote. Das Startgeld für die erste Volksradfahrt betrug für Jugendliche 2.-, für Erwachsene 3.- DM. Während die Erwachsenen eine 20 km lange Runde fahren mussten, reichte den Jugendlichen schon 10 km. Wer innerhalb der dafür großzügig bemessenen Zeit blieb, erhielt eine silberne Medaille. Für die jeweiligen Klassensieger gab es einen Pokal.
Karl Knote arbeitete bei Phoenix und ihm gelang es, die Firma erneut als Sponsor für den Verein zu gewinnen. Neben dem Pokal für die Volksradfahrten gab es Trainingsanzüge und Startgelder für die Rennfahrer. Als weitere Sponsoren für den Verein konnte er Hansano und Karstadt gewinnen. Dafür machte Heinz Baranski ihn zum Ehrenmitglied des Vereins. Und das ist er auch in der HRG geblieben, in der er auch noch als 80-Jähriger bis zu seinem Tode 2014 aktiv am Vereinsleben teilnahm. Sieben Mal richtete Karl Knote zusammen mit dem RV Elbe ein jährliches Volksradfahren aus, bei dem sich bis zu 600 Teilnehmer anmeldeten. Er selber nahm als aktiver Fahrer auch daran teil.
Beim Volksradfahren als Teil der „Trimm dich Aktion“ ging darum, über das Radfahren bisher eher unsportliche Menschen an sportliche Betätigung heranzuführen. Wem das nicht reichte, wer richtig sportlich fahren wollte, ohne gleich an Radrennen teilzunehmen, der konnte sich bei den RTF‘s anmelden, von denen der RV Elbe zwei pro Jahr ausrichtete. Helfer des Vereins waren damit beschäftigt: Strecken auszuschildern, Verpflegungs- und Kontrollstationen einzurichten, beim Start Nummern gegen Teilnehmergebühren auszugeben und sie auch dort dann wieder zurückzunehmen. Auch bei den RTF‘s war Karl Knote als zuständiger Fachwart maßgeblich an ihrer Organisation beteiligt. Dem Faltblatt zu der Radtouren- und Trimmfahrt vom 23.8.1981 ist zu entnehmen, dass für die Teilnahme mit einer Erinnerungsurkunde und Erfrischungen, allerdings ohne Auszeichnung, 5.- DM zu entrichten waren. Wer dazu noch eine Auszeichnung in Form einer Urkunde wünschte, musste 10.- DM bezahlen. Start und Ziel war schon damals die Schule Lange Strieben in Harburg-Hausbruch. Heute wird eine der RTF‘s unter dem Namen „Elbe Classic Tour“ von der HRG weitergeführt. Start und Ziel ist weiterhin die Schule Lange Striepen in Harburg-Hausbruch.
Um vor allem Kinder und Jugendlich als Mitglieder für den Verein zu gewinnen, richtete er ein Schülerrennen um den von Horst Bienek eingeworbenen Großen PEPSI Preis aus. Es wurde um die Rönneburger Schule ein ca. 900 m langer Rundkurs gefahren. Bis zu 400 Harburger SchülerInnen beteiligen sich an diesem Rennen. Der erhoffte Mitgliederzuwachs hielt sich dennoch in Grenzen. Allerdings wurden durch diese Veranstaltung die Brüder Fischer für den Vereine gewonnen, die im Bahnsport bei den Deutschen Meisterschaften erste Plätze belegten.
Der erhoffte Mitgliederzuwachs unter der Jugend kam aber erst so richtig in Gang, als der RV Elbe sich dem neuen Trend, Fahren mit BMX Rädern, öffnete. Er richtete eine entsprechende Sparte ein und legte sich eine große A‑Bahn in der Hörstener Straße zu. In den folgenden Jahren nahmen die BMX Fahrer des RV Elbe sehr erfolgreich an überregionalen Wettbewerben in Deutschland und Europa teil. Die Mitgliederzahlen des Vereines stiegen auf über 120 an.
Anfangs wurde diese neue Sparte von allen Mitgliedern unterstützt. Es kam dann aber zu Auseinandersetzungen, die letztlich dazu führten, dass 1983 sieben Mitglieder aus dem RV Elbe austraten und einen eignen Verein gründeten, den Radsportclub City Harburg (RSC City).
Heute (Stand 31.12.2010) sind noch 11 ursprüngliche RV Elbe Mitglieder in der HRG.
norbert klecka februar 2014
3. Radsportclub City Harburg RSC City Harburg
Auseinandersetzungen innerhalb des RV Elbe führten dazu, dass 1983 sieben Mitglieder aus dem Verein austraten und einen neuen gründeten, den Radsportclub City (RSC City). Erster Vorsitzender wurde Bernd Grzeja, der dieses Amt 16 Jahre lang bekleidete, also bis zu dem Zusammengehen der drei Harburger Vereine zur HRG.
Bei den sieben Gründungsmitgliedern handelte es sich um Radrennfahrer und so wurde der Rennsport eine wichtige Sparte des Vereins. Er war der Einzige, der in Harburg und Umgebung Straßenradrennen veranstaltete, darunter Rundstreckenrennen in Meckelfeld und um die Kreissparkasse Harburg sowie über den Harburger Rathausplatz anlässlich der Einweihung der neuen S‑Bahnstrecke S3 1983. Dafür wurde der Palettenservice als Sponsor gewonnen. Als Anreiz für auswärtige Rennfahrer, wurden parallele Rennen mit Vereinen aus dem Umkreis veranstaltet, z.B. mit Buchholz. Und auch als erster Harburger Verein richtete er Rennen für Mountainbike Sportler aus. Die fanden im Sommer in der Haake statt, wie ja schon der Weihnachtscross des RV Elbe. Dieses Crossrennen übernahm der RSC City 1985 von dem RV Elbe und öffnete es ebenfalls für die Mountainbike Sportler. Sie nahmen zwei Jahre lang in zwei Klassen mit ca. 120 Jedermann Fahrern daran teil. Außerdem wurde mit der finanziellen Unterstützung von Panasonic als Sponsor der Panasonic Preis als Mountainbike Rennen ausgerichtet.
Ein Highlight war sicherlich die Deutsche Meisterschaft im Straßenrennen für die Männerklasse 1990, die der RSC City Harburg zusammen mit dem LV Hamburg ausrichtete.
Der Radrennsport war und ist nicht ganz billig. Für ein ordentliches Rennrad musste schon damals zwischen 800.- und 1 400.- DM bezahlt werden. Dann kam die Kleidung hinzu, Startgelder und die Kosten für die Anfahrt zu den Rennen. Da war es für den Verein schon sehr wichtig, finanzkräftige Sponsoren zu haben. Bernd Grzeja gelang es, unter anderem Karstadt, Trenga.de und die Harburger Sparkasse als solche zu gewinnen.
Mit Hilfe der Sponsorengelder veranlasste er, dass Rennräder angeschafft werden konnten, die den Mitgliedern leihweise zur Verfügung gestellt wurden. Ebenfalls angeschafft wurde ein Vereinsbus, um die An- und Abfahrten zu den Rennen kostengünstiger gestalten zu können, und ein Container zum Lagern des Materials.
Der von Bernd Grzeja ausgehende Einsatz für den Verein sprach sich herum und ließ die Mitgliederzahlen kontinuierlich ansteigen. Natürlich kamen diese vor allem aus Harburg, aber vereinzelt auch aus dem Landkreis und aus Hamburg. Die solide Grundlagenarbeit im Verein hatte aber auch zur Folge, dass einige der erfolgreichen Rennfahrer von kapitalkräftigeren Hamburger Vereinen aufgekauft wurden, die an den Rennen der Radbundesliga teilnahmen.
Um nicht den Eindruck zu erwecken, dass es sich bei dem RSC City um einen reinen Rennsportverein handelt, sei darauf hingewiesen, dass seine Mitglieder sich auch an den RTF‘s beteiligten.
Zurzeit sind noch 30 ehemalige RSC City Mitglieder in der HRG (Stand 31.12.2010).
norbert klecka februar 2014
4. Bicycle Racing Club Harburg BRC Harburg
Der Bicycle Racing Club (BRC Harburg) ist der jüngste der drei Harburger Radsportvereine, die sich zur HRG zusammengeschlossen haben. Er wurde Ende 1994 im Umfeld des Radsportladens „Simon’s Cycles“ in der Lauterbachstraße gegründet. Den Laden, der Simon Smith gehörte, gibt es inzwischen nicht mehr.
Am 29.1.1995 porträtierte die Zeitung „Welt am Sonntag“ den Verein unter der Überschrift „Spitzenfahrer aus Norddeutschland gründete Rad-Club für Nachwuchs-Talente“. Dem Artikel ist zu entnehmen, dass Oliver Bienek die Gründung des Vereins monatelang mit einem halben Dutzend Radsportlern vorbereitet hatte. Sie hatten dabei die Mountainbike-Sportler im Blick, die sich bisher keinem Radsportverein angeschlossen hatten. Entweder hatten diese sich dem neuen Trendsport noch nicht ausreichend geöffnet oder waren den Mountainbikern zu traditionell geführt. So war eine wichtige Idee des neuen Vereins, den klassischen Vereinsbetrieb in den Hintergrund zu stellen und insbesondere den Erfolg über den Spaß am Sport zu fördern. Junge, bisher nicht organisierte Mountainbiker sollten individuell gefördert werden. Man hatte auch vor, neue Radsportwettbewerbe zu etablieren.
Erster Vorsitzender wurde Holger Lindholm, zweiter Oliver Bienek. Der ehemalige norddeutscher Meister Oliver Bienek kümmerte sich zusammen mit Simon Smith, einem ehemaligen englischen Nationalfahrer, um den sportlichen Bereich.
Der damals boomende Mountainbike-Sport hatte zur Folge, dass die Mitgliederzahl innerhalb kurzer Zeit auf 40 anwuchs. Überwiegend waren es Fahrer im Alter zwischen 16 und 35 Jahren. Laut „Welt am Sonntag“ zählten zu den sportlichen Hoffnungsträgern des Vereins Sönke Morgenstern, Robert Flach und Jan Kerbusk.
Neben dem abwechslungsreichen Training im Gelände, vor allem in den Harburger Bergen, wurde auch systematisch auf der Straße trainiert. Die jungen Mountainbiker fuhren einige Jahre erfolgreich bei zahlreichen Wettbewerben in Norddeutschland und starteten auch beim Grundig Top-Ten-Cup, der damaligen MTB-Bundesliga,
Zum Straßentraining trafen sich eine zeitlang Mitglieder des BRC mit Fahrern der beiden anderen Harburger Radsportvereine, RV Elbe und RSC City, in Vahrendorf. 1998 stellten Mitglieder des BRC und RSC City gemeinsam Fahrer für die neu geschaffene U23-Straßenbundesliga-Mannschaft des Landesverbandes Hamburg.
norbert klecka februar 2014